Europas größter Versicherer Allianz zieht ein Jahr nach der Neuordnung seiner Vermögensverwaltung eine positive Bilanz. Mit den beiden Häusern Pimco und Allianz Global Investors (AGI) gebe es “zwei starke, globale Säulen”, die das Wachstum der 1,8 Billionen Euro schweren Asset-Management-Sparte ankurbelten, sagte der für den Bereich zuständige Vorstand Jay Ralph in einem am Mittwoch veröffentlichten Reuters-Interview.
Zwei Vermögensverwalter unter einem Dach und strenge Kostenkontrolle schlössen sich nicht aus. Die Aufgabe einer der beiden Marken sei nicht geplant. “Besonders bemerkenswert ist sicherlich, dass wir aufgrund des Übergangs zur neuen Struktur in Deutschland nicht einen einzigen Kunden verloren haben.” Der Versicherungsriese hatte die beiden Vermögensverwalter Ende 2011 komplett voneinander gelöst – seither laufen sie parallel.
Der US-Amerikaner tritt mit seinen Worten Kritikern entgegen, die nach wie vor bezweifeln, dass ein interner Wettbewerb zwischen Pimco und AGI im immer härteren Marktumfeld sinnvoll ist. Die Deutsche Bank, die in der Vermögensverwaltung zur Aufholjagd ansetzt, fährt gerade das Gegenmodell und bündelt sämtliche Leistungen für private und institutionelle Kunden auf einer gemeinsamen Plattform, um Kosten zu sparen.
Seit dem Jahr 2000 gehört Pimco, der weltgrößte Anleihehändler mit Hauptsitz in Kalifornien, zur Allianz. Wenn sich Investment-Gurus wie Bill Gross etwa zur Euro-Schuldenkrise zu Wort melden, zittern die Märkte. 2011 wurde das legendäre Haus – noch unter der Ägide des damaligen Asset-Management-Chefs Joachim Faber – aus der alten AGI herausgelöst und bekam die lange Leine.
Unter Fabers Nachfolger Ralph bleibt das so. Der 53-jährige Top-Manager macht keinen Hehl daraus, dass Pimco immer stärker auch in andere Bereiche, etwa das Aktiengeschäft, vordringt: “In der neuen Struktur setzt Pimco die Entwicklung zu ‘Your Global Investment Authority’ fort”, erklärte Ralph in seinen schriftlichen Antworten an Reuters. Das Wort ‘Bonds’ kommt im neuen Pimco-Slogan erst gar nicht mehr vor. Investmentlösungen aus einer Hand über alle Anlageklassen hinweg, lautet dagegen die Devise.
Wenn aber sowohl Pimco als auch die deutlich kleinere AGI quasi alle Anlageklassen bedienen, dann treten sie zwangsweise in Konkurrenz zueinander – und das, während in der gesamten Asset-Management-Branche derzeit ein harter Verteilungskampf tobt. Denn das insgesamt verwaltete Vermögen wächst seit der Finanzkrise nicht mehr. Das gilt vor allem für Europa, wo die Schuldenkrise bei den Kunden zusätzlich für Verunsicherung sorgt. So muss jedes Haus darum kämpfen, ein größeres Stück vom Kuchen abzubekommen.
Für das Allianz-Modell spricht im Moment, dass beide Häuser wachsen. Auch AGI ist global aufgestellt und an 19 Märkten weltweit präsent. Doch die durch Zukäufe gewachsenen Strukturen haben das Unternehmen, das die meisten Mitarbeiter in Frankfurt hat, etwas unübersichtlich gemacht. Entsprechend betonte Ralph: “Allianz Global Investors konzentriert sich darauf, ‘ein’ globales Unternehmen zu werden.”
Die Vermögensverwaltung ist für die Allianz ein wichtiger Wachstumsmotor. Sie trägt inzwischen etwa ein Drittel zum operativen Konzernergebnis bei, dass 2012 bei über neun Milliarden Euro gelegen haben dürfte. Die Jahresbilanz wird am 21. Februar vorgestellt. Doch innerhalb der Sparte Allianz Asset Management (AAM) geht die Schere weit auseinander: Pimco verwaltete per Ende September Kundengelder von knapp 1,5 Billionen Euro und fuhr ein operatives Ergebnis von 1,8 Milliarden Euro ein. Zudem werden pro eingenommenem Euro nur gut 51 Cent von Kosten verschlungen. Bei AGI sind es fast 74 Cent. Die Pimco-Schwester verwaltete ein Vermögen von 300 Milliarden Euro und verdiente 251 Millionen Euro. Ein Sparkurs läuft bei AGI bereits. Die diversen Einzelgesellschaften sollen bis zum kommenden Jahr auf eine gemeinsame europäische Plattform verschmolzen werden, um sich effizienter aufzustellen, Stellenabbau inklusive.
Ralph wollte sich nicht dazu äußern, welche mittelfristigen Ergebnisziele er sich für AGI vorstellt. Für die gesamte AAM-Sparte im Konzern gelte: “Unser generelles Bestreben ist es, Nettokapitalflüsse jährlich von durchschnittlich fünf Prozent des verwalteten Vermögens über einen gesamten Zyklus hinweg zu erzielen.” Das bedeute in den nächsten Jahren ein Wachstum beim operativen Ergebnis von jeweils fünf bis zehn Prozent.