Der Sturm “Andrea”, der vergangene Woche vielerorts in Deutschland teils verheerende Schäden angerichtet hat, wird die Assekuranz nach Einschätzung der Deutschen Rückversicherung 200 Mio. bis 400 Mio. Euro kosten. Die Gesellschaft ist der Rückversicherer der zum Sparkassen-Lager gehörenden elf öffentlichen Versicherer, die zusammen mit mehr als 30 Prozent Marktführer in der Gebäudeversicherung sind.
Damit ist die Assekuranz im Vergleich zu den Winterstürmen der Vorjahre noch glimpflich davongekommen. So kostete der Sturm “Xynthia” im Februar 2010 die deutschen Versicherer 500 Mio. Euro. Der Orkan “Kyrill” hatte im Januar 2007 versicherte Schäden von 2,4 Mrd. Euro allein in Deutschland verursacht.
Dennoch wird “Andrea” den Druck auf die Assekuranzunternehmen erhöhen, die Preise in der Gebäudeversicherung spürbar anzuheben, die seit Jahren im Keller sind. Der Hauptgrund dafür ist, dass der Allianz-Konzern und andere Versicherer seit fast zwei Jahrzehnten weitgehend erfolglos versuchen, die Dominanz der öffentlichen Gesellschaften zu brechen.
In zahlreichen Bundesländern hatten die Sparkassen-Versicherer bis 1994 sogar das Monopol auf die Versicherung von Privathäusern. Aus dieser Zeit stammt ihre starke Marktstellung. FürAllianz, Ergo und andere ist die Gebäudeversicherung wichtig, weil sie als Einstieg in die Beziehung mit wohlhabenden Kunden gilt und eigentlich sehr lukrativ ist – wenn nicht wie gerade in Deutschland ein Preiskrieg tobt.
“Andrea” ist nicht der einzige Sturm, der den Versicherern Sorgen bereitet. “Wir beobachten im Moment eine sehr intensive Sturmsaison über dem Atlantik”, sagte ein Sprecher der Deutschen Rück. “Es hat schon einige eindrucksvolle Tiefdruckgebiete gegeben, die Deutschland zum Glück nicht härter getroffen haben.”
Hinzu kommt ein neues Phänomen, dass die Versicherer umtreibt: Bei einem an sich moderaten Sturm sorgen starke Böen in bestimmten Regionen für heftige Zerstörungen an ein oder zwei Orten, während um sie herum kaum Schäden zu verzeichnen sind. Schuld an der Häufung bei den Winterstürmen sind die ungewöhnlich hohen Temperaturen in diesem Winter. “Wärmere Winter sind tendenziell reicher an Stürmen als kältere Winter”, sagte Ernst Rauch, Chef der Klimaforschung des Rückversicherers Munich Re.
Besserung für das laufende Jahr kann nur eine Frostperiode bringen. “Die Großwetterlage muss sich ändern, damit die Winterstürme aufhören. Das passiert spätestens im Frühjahr”, sagte Rauch. Gibt es bis dahin keinen Kälteeinbruch, besteht die Gefahr, dass weiterhin ein Tiefdruckgebiet das andere jagt. “Wir könnten diesen Winter also noch mehr Stürme bekommen. Vorhersagbar, insbesondere was die Stärke angeht, ist das aber nicht”, sagte Rauch weiter.